Das Neue Berlin

Informações:

Sinopsis

Wen kümmert's, wer spricht?

Episodios

  • DNB031: Die Politik der Blockchain

    21/05/2019 Duración: 01h47min

    Der große Hype um die Blockchain ist vorbei. Ein guter Zeitpunkt, um noch einmal darüber zu sprechen. Dazu haben wir uns mit Rainer Rehak vom Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft getroffen. Er hat im letzten Jahr einen Text über die Blockchain in den WZB-Mitteilungen geschrieben. Darin versucht er, die Technologie jenseits der populären Goldgräberstimmung politisch zu lesen. Seine These: Die Blockchain ist ein Versuch, gesellschaftliches Vertrauen durch Technik zu substituieren.Die Blockchain soll es ermöglichen, Konsens ohne zentrale Instanzen herzustellen. Wir diskutieren zunächst, inwiefern das, was damit technisch gemeint ist, überhaupt auf realweltliche Probleme übertragbar ist. Was taugt die Technologie, wenn es beispielsweise um alternative Konzepte für die Finanzwelt geht? Bei genauerer Betachtung weist der libertäre Geist der Blockchain einige blinde Flecken auf. Indem man glaubt, auf soziale Aushandlung verzichten zu können, verschleiert man gerade den strukturellen Charakter von Code

  • DNB030: Žižek versus Peterson

    06/05/2019 Duración: 01h48min

    Das meiste ist zur Auseinandersetzung von Slavoj Žižek und Jordan Peterson gesagt und geschrieben worden. Wir schließen mit einem Gespräch an. Dabei sind wir zunächst begeistert darüber, wie absurd idas Format war: Keiner wusste, was das Thema sein sollte. Peterson durfte deshalb das Kommunistische Manifest widerlegen, um später herauszufinden, dass Žižek gar kein Marxist ist. Wir versuchen also zunächst zu rekonstruieren, was das Thema war. Politisch und philosophisch ließ sich jedenfalls nicht allzu viel Neues lernen. Faszinierender scheint uns eine fast freundschaftliche Einmütigkeit zu sein, die sich gegen Ende der verworrenen Debatte einstellte. Teilen die linke Ideologiekritik und das konservative Autonomiestreben vielleicht eine Intuition? Lassen sie sich beide als Kritiker einer Bezugslosigkeit verstehen, die unsere Zeit prägt? Eine Entfremdung, die dem einen als ideologische Vereinzelung, dem anderen als larmoyante Verantwortungslosigkeit erscheint. Und wenn ja, was wäre davon zu halten? Eine zweit

  • DNB029: Ein Jahr Das Neue Berlin

    23/04/2019 Duración: 01h50min

    Wir feiern unseren ersten Geburtstag! Und schreiben derzeit an einem Artikel über das, was wir hier tun. Der erscheint zwar erst in ein paar Wochen – den Streit, der dahinter steckt, gibt es aber schon vorab zu hören. Es ist schwierig, Praxis in einen pointierten Text zu übersetzen. Schlüssig darzulegen, was man da tut, wenn man das noch nicht so genau weiß.In der Sendung gehen wir unser Manuskript durch und reflektieren, was wir geschrieben haben. Wie wir die Stellen gemeint haben oder nicht, und wo wir uns uneins sind. Zuletzt sprechen wir auch darüber, was ein Podcast eigentlich ist. Es entsteht eine Mischung aus gedanklicher Rekonstruktionen, medientheoretischer Grundsatzdiskussion und Stilkritik.  Wie immer ein unabgeschlossener Gedankengang, ein "Verfertigen unserer Gedanken beim Reden".

  • DNB028: Hinter den Dingen

    08/04/2019 Duración: 01h16min

    Kaum etwas prägt die Wahrnehmung von Politik in der modernen Demokratie so wie der Verdacht. Politik ist zu einem guten Teil Darstellung. Ihre Wahrnehmung lebt so vor allem von der Frage, welche Mächte, welche Interessen und Strukturen "hinter" der politischen Auseinandersetzung stecken. Dieses kritische Denken hat uns gelehrt, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Doch kann der automatisierte Blick "hinter" die Dinge auch ein Hindernis bei der Erkenntnis darüber sein, wie die Welt funktioniert.In einem Aufsatz im Leviathan haben sich unsere Gäste Jenni Brichzin und Sebastian Schindler damit beschäftigt, warum es ein Problem sein kann, immer "hinter" die Dinge blicken zu wollen. Den Ausgangspunkt bildet ihre ethnografische und historische Politikforschung. Der Vorwurf aus der scientific community war dabei regelmäßig: Eigentlich ginge es doch nur um Macht und Interessen. Dagegen betonen die Autoren, dass es gerade die Oberfläche ist, die zu erforschen sich lohnt.In der Sendung sind wir uns zun

  • DNB027: Bedingungslos und für alle

    22/03/2019 Duración: 01h05min

    Das Zeitalter der großen gesellschaftlichen Gegenentwürfe ist vorbei, wird immer wieder behauptet. Der Raum des politisch Denkbaren schrumpfe zusammen und es bleibe nur Technokratie und Alternativlosigkeit. Erstaunlicher Weise ist es gerade ein radikales Konzept, das in der Debatte aktuell für Aufsehen sorgt: Das Bedingungslose Grundeinkommen ist historisch ohne Vorbilder und findet aktuell Befürworter und Kritiker auf allen Seiten des poltischen Spektrums.Für unseren Gast Michael Bohmeyer, den Gründer des gemeinnützigen Vereins Mein Grundeinkommen, geht es dabei nicht so sehr um soziale Ungleichheit, sondern um eine Frage des guten Lebens. Zusammen mit seinem Team hat er inzwischen an 300 Menschen ein einjähriges Grundeinkommen von 1000 Euro im Monat verlost.Wir wollen es genau wissen: Welche Probleme löst das Grundeinkommen wirklich: digitalisierte Arbeitswelt, Klimaschutz, Populismus, Burnoutgefahr? Und wie soll das funktionieren? Kann der gute, alte Sozialstaat das nicht eigentlich besser? Ist das bedingu

  • DNB026: Hands-on-Philosophie

    09/03/2019 Duración: 01h06min

    Die Philosophie ist nicht mehr das, was sie mal war. Sagen manche. Zu verwissenschaftlicht, zu sehr in hochspezialisierten Forschungsprogrammen befangen, zu wenig an den eigentlichen Problemen „der Gesellschaft“ interessiert. Die Binse vom Elfenbeinturm ist allseits bekannt; was die Philosophie hingegen für das Verständnis unserer drängendsten Probleme leistet, ist eine schwierige, ja philosophische Frage. Wir diskutieren darüber mit Dagmar Borchers, Professorin für Angewandte Philosophie an der Universität Bremen. Für Borchers habe die akademische Philosophie durchaus zu unzähligen Rätseln der Gegenwart etwas zu sagen, von der Sterbehilfe bis zur künstlichen Intelligenz, von der Quantenmechanik bis zur Neurowissenschaft, vom Terrorismus bis zum Staatsrecht. Angewandte Philosophie sei aber nur möglich in einem Zusammenspiel von interdisziplinärer Debatte und der Rückbindung an die philosophische Grundlagenforschung. Wie kann das philsophische Wissen an die Öffentlichkeit gebracht werden? Wie kann das Wissen

  • DNB025: Digitale Entmündigung

    22/02/2019 Duración: 01h26min

    Im digitalen Raum findet ein Kampf um Aufmerksamkeit statt. Unser Verhalten wird dafür auf den meisten Websites und in den meisten Apps aufgezeichnet. Dabei geht es nicht nur um ein möglichst genaues Bild vom Verhalten der Nutzer. Die „Daten“ sind auch Basis eines Designs, das unsere Aufmerksamkeit und unser Verhalten in die gewünschten Bahnen lenken soll. Rainer Mühlhoff beschäftigt sich mit eben diesem Thema und hat kürzlich einen Aufsatz dazu im Leviathan veröffentlicht. Unter dem Begriff der "digitalen Entmündigung" beschreibt er ein Zusammenspiel aus umfassender Datensammelei, manipulativer Gestaltung von Interfaces und einer "Versiegelung von Oberflächen". Dabei werde den Nutzern das technische Verständnis der Geräte und Anwendungen immer mehr erschwert. Wir fragen uns, was an der Situation wirklich neu ist und was altbekanntes betriebswirtschaftliches Kalkül. Was ist der Unterschied zwischen Usability und User Experience Design? Denkt die Industrie unter Stichworten wie "Humane Technology" oder "Time

  • DNB024: Wer Kultur sagt, sagt auch Verwaltung

    08/02/2019 Duración: 01h49min

    Die verwaltete Welt, in der wir scheinbar leben, erhofft sich allerlei von Kultur. Kritik des Bestehenden, Ausbruch aus dem stahlharten Gehäuse der Hörigkeit, pure Vernunft darf niemals siegen. Merkwürdig, dass Künstlerinnen und Kulturschaffende gleichzeitig abhängig sind von staatlichen Fördergeldern und Institutionen. In seinem Vortrag Kultur und Verwaltung von 1959 beschäftigt sich Theodor W. Adorno mit eben diesem Problem. Die Nützlichkeit des Nützlichen sei selbst „dubios“, so hören wir im O-Ton, und der Apparat lebe von der Gegenüberstellung mit der Kultur. Dass das Beharren auf der Nutzlosigkeit von Kultur staatserhaltend wirkt, leuchtet uns dabei voll ein. Ebenso, dass die Interdependenz von Kultur und Verwaltung in einer demokratischen Gesellschaft unumgänglich ist. Wir sprechen, wie schon in Episode 12, über offene Planung, die Ungeplantes einschließen soll. Und haben schließlich unsere Zweifel, wie total man Kulturkritik formulieren kann. Ist Kultur nicht immer mehr als das Bild, das sich Staat u

  • DNB023: Die fetten Jahre sind vorbei

    28/01/2019 Duración: 01h41min

    2019 wird gefährlich, sagt das Weltwirtschaftsforum in Davos. Nicht so sehr wegen Kriegen oder Wirtschaftskrisen, am gefährlichsten wird uns die Natur. Die ökologische Frage rückt langsam ins Zentrum des 21. Jahrhunderts und beschäftigt uns ein weiteres Mal beim Neuen Berlin. Es geht um Wachstum und dessen alte Liaison mit unserer Wirtschaftsordnung. Mit Andrea Vetter vom wachstumskritischen Konzeptwerk Neue Ökonomie sprechen wir darüber, was Wachstum eigentlich ist. Wie kann man es messen? Und was übersieht man dabei vielleicht? (Dazu erscheint im April auch ein Buch bei Junius.) Wer über Wachstum sprechen will, muss über das Ganze sprechen. Ohne das K-Wort kommen wir dieses Mal also nicht aus: Gräbt die Dynamik des Kapitalismus uns langsam unser ökologisches Grab oder könnte eine kluge Politik ihn doch mäßigen? Und überhaupt, wo sollte man anfangen, im Supermarkt, im Braunkohlerevier, in der Fabrik oder im Parlament? Denn anfangen müssen wir.

  • DNB022: Refreshing Das Neue Berlin

    15/01/2019 Duración: 01h51min

    Wir starten ins neue Jahr 2019. Jan war "zwischen den Jahren" auf dem 35. Chaos Communication Congress namens "Refreshing Memories" und berichtet von den besten Vorträgen. Öffentliche Debatten verstecken sich, wenn es um Computer geht, ja gerne hinter Begriffen – anders hier. Wir sprechen so über die Fragmentierung des chinesischen "Social Credit System", den Datenmüll, den Amazon über uns anhäuft, was sich hinter der sogenannten künstlichen Intelligenz eigentlich verbirgt, oder das Internet als Business. Zweites Thema: In einer Weltgesellschaft, die sich abhängig gemacht hat von digitaler Infrastruktur, werden die Fehler, die man bei ihrer Konstruktion gemacht hat, immer folgenreicher. Vielleicht wird also "the next big thing" unwichtiger – gegenüber der immer größer werdenden Verantwortung, das, was bereits da ist, so zu verbessern, dass es auch in Zukunft noch sicher läuft. "Can we build systems that actually work?" Doch auch auf den Rest der Gesellschaft wirft der Kongress einen Blick. Ob es um die Stru

  • DNB021: Eine andere Wirtschaft

    29/12/2018 Duración: 01h27min

    It's the economy, stupid! Darauf können sich alle einigen – ob Häuslebauer oder Marxist, ob Konzernchef oder Ökoaktivist, ob Börsenmakler oder Gewerkschaftler. Die Wirtschaft scheint der Schlüssel zum Verständnis der Gesellschaft. Kein anderes Funktionssystem wird so nervös beäugt, so kultisch verehrt, so inbrünstig verachtet wie die Wirtschaft. Dem Wirrwarr der Meinungen und Emotionen steht eine Disziplin scheinbar naturwissenschatlicher Klarheit gegenüber. Wer heute Volkswirtschaftslehre studiert, kommt in eine Welt der Eindeutigkeit: Mathematische Modelle, die exakte Vorhersagen treffen sollen. Eine einheitliche Theorie, die die Wege der Forschung absteckt. Gesetzmäßige Grundannahmen, die im Prinzip immer und überall Gültigkeit haben. Nicht alle finden das gut: Als feststehendes Paradigma throne die Neoklassik an den Lehrstühlen und lasse keine falschen Götter neben sich zu. Sie schwärme vom Gleichgewicht der Märkte, während eine Wirtschaftskrise die nächste ablöse. Unverbesserlich verschreibe sie ihrem

  • DNB020: Transatlantische Bildungsunterschiede

    14/12/2018 Duración: 01h32min

    50 Jahre 1968: Die Proteste von Studierenden in dieser Zeit stehen nicht nur für einen Wandel im akademischen Selbstverständnis, sondern auch für eine Annäherung amerikanischer und (bundes)deutscher Universitätskultur. Die beiden Systeme haben dabei denkbar unterschiedliche Voraussetzungen. Ist das amerikanische System von enormen Qualitätsunterschieden zwischen privaten Eliteuniversitäten und staatlichen Colleges geprägt, verspricht die deutsche Universität nach wie vor relativ gute, relativ erschwingliche Abschlüsse in der Breite. Vor diesem Hintergrund sprechen wir dieses Mal über den universitären Alltag in Deutschland und in den Vereinigten Staaten. Dazu haben wir Robert eingeladen, der derzeit an der Duke University in Durham, North Carolina studiert. Ob die amerikanische Eliteuniversität eine "totale Institution" ist oder nicht: Ihre Mitglieder sozialisiert sie jedenfalls umfassender als die deutsche. Eine Hierarchie entscheidet dabei darüber, in welcher Position man nach dem Abschluss landen kann. En

  • DNB019: Apokalypse, jetzt?

    02/12/2018 Duración: 01h52min

    Die Uhr tickt: 9 Jahre noch, dann ist das CO2-Budget für die 1,5 Grad durschnittlicher globaler Erwährmung aufgebraucht. Dann gibt es vielleicht kein Zurück mehr. Selbstverstärkende Prozesse, die ohne unser Zutun ablaufen. 2 Grad, 3 Grad, 4 Grad, 5 Grad. 10 Meter, 20 Meter, 50 Meter, 100 Meter. Eine Apokalypse in Zeitlupe. Wir wollen über Ökologie sprechen und ihr eigentliches großes Rätsel. Wir wissen schon lange Bescheid über Treibhausgase, Klimawandel und die vielbeschworenen Grenzen des Wachstums. Jedes Kind lernt es inzwischen in der Schule. Dennoch scheinen sich moderne Gesellschaften nur schwer auf ökologische Gefahren einstellen zu können. Mit Texten von Harald Welzer, Maja Göpel und Michael Hüther (allesamt aus dem Öko-Update im FUTURZWEI-Magazin) stecken wir die Debatte um Ökologie und Marktwirtschaft noch einmal ab. Während marktfreundliche Protagonisten davon ausgehen, dass wachsende Effizienz ein grünes und dann auch ewiges Wachstum ermöglicht, sprechen die ökologischen Kennzahlen eine andere S

  • DNB018: Aufgestanden!

    16/11/2018 Duración: 01h45min

    Wir holen ein Thema nach, das länger schon in der Luft liegt: Linkspopulismus. Hinter der Debatte steht die Frage, in welche Richtung sich die Linke entwickeln muss, wenn sie in absehbarer Zeit eine neue Sozialpolitik machen möchte – jenseits vom Zentrismus der ewigen großen Koalition, die inzwischen ja auch keine stabile Mehrheit mehr hat. Bücher sind geschrieben worden, zuletzt von Chantal Mouffe. Und eine Bewegung ist gegründet worden, die die gebeugten Linken zum "Aufstehen" auffordert. Um zu verstehen, worum es geht, hören wir eine Veranstaltung nach, die am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung stattgefunden hat. Gesprochen wurde über die "Chancen einer linken Sammlungsbewegung in Deutschland"; mit dabei waren Sahra Wagenknecht, Wolfgang Streeck und Nils Heisterhagen, die sich alle recht einig über die Problemlage sind. Der These eines Scheiterns der Linken stimmen wir zwar zu. "Linksliberale Ersatzpolitik", die statt Umverteilung auf Identitätspolitik setze, dafür verantwortlich zu machen –

  • DNB017: Gespräche mit Heisenberg

    02/11/2018 Duración: 01h38min

    Am Anfang des letzten Jahrhunderts wurde die Physik gleich von zwei Revolutionen erschüttert, der Relativitätstheorie und der Quantentheorie. Vor allem die letztere macht uns bis heute ungläubich. Ereignisse die keine Ursache haben, Elementarteilchen, die sich anders verhalten, wenn jemand hinschaut, eine Welt jenseits von Objektivität und strenger Vorhersagbarkeit? Schon in den 20er Jahren stellte man sich dieselben Fragen. Werner Heisenberg diskutierte mit seinen Studenten Grete Hermann und Carl Friedrich von Weizsäcker über die philosophische Deutung der Quantenmechanik, heute nachzulesen in einem kleinen Reclamheft. Mit unseren Gästen Niklas und Michi nehmen wir uns diese Reflexionen noch einmal zum Vorbild und versuchen, uns einen Reim auf die Lehren der Physik zu machen. Ist die Quantentheorie eine intellektuelle Zumutung für eine konsistente Interpretation der Wirklichkeit oder muss umgekehrt die Philosophie in ihren Möglichkeiten und Grundannahmen in Frage gestellt werden? Beim Versuch die Quanten

  • DNB016: Europageschichten

    21/10/2018 Duración: 01h25min

    Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie: so geht das Lied von Europa, in das wir gerne einstimmen würden. Aber wieso singen es auch die Rechten so gerne? Von Humanismus und Aufklärung spricht das Wahlprogramm der AfD. Der Front National schwärmt von zivilisatorischen Werten und von Laizität. „Ich bin eine Europäerin“, beteuert Marine Le Pen. Neben der Nation als geschichtlichem und kulturellem Bezugspunkt taugt inzwischen auch Europa als beliebtes Schlagwort der Nationalisten. Mehr noch, die Rechten erzählen eine eigene Geschichte von Europa, in der sie selbst die ersten Verteidiger der Aufklärung sind. Hier verbindet sich mit Europa eine lange Geschichte der Fremd‐ und Selbstbeschreibung. Eine Tradition, die Welt einzuteilen, Menschen zu sortieren, Drinnen und Draußen abzustecken. Mit Leoni J. Keskinkilic reden wir über Die „Europäisierung“ rechter Nationalparteien (in: Rechtspopulismus im Fokus, Springer VS 2018). Wir sehen, dass mit Europa dabei nicht konkrete Institutionen oder supranationale Gebilde ge

  • DNB015: Wittgensteins Ende der Philosophie

    05/10/2018 Duración: 01h45min

    Wir haben schon öfter behauptet, dass es mit den Fakten und dem Wissen über sie nicht so einfach ist, wie es der Alltag glauben macht. Die intellektuellen Traditionen auf die wir uns dabei beziehen, sind hybrid, vielschichtig und unübersichtlich. An kaum einem Philosophen lassen sich die Schwierigkeiten einer streng empiristischen, streng positivistischen Weltsicht besser nachvollziehen als an der Ludwig Wittgensteins. Mit seinem Tractatus schuf er ein Werk vollendeter Klarheit, in dem der Naturwissenschaft ein strenges logisches Fundament gegeben wurde und die Philosophie endgültig ihre Schuldigkeit getan hatte. 32 Jahre später erschien seine Philosophische Untersuchungen, die alles wieder zum Einsturz brachte. Unser Gast Felix hilft uns zu verstehen, welche Unordnung Wittgenstein in der Philosophie angerichtet hat. Was kann Philosophie nach Wittgenstein noch sein? Welchen Beitrag kann sie leisten zu unserem Wissen von den Dingen? Oder bedeutet Wittgenstein eigentlich das Ende der Philosophie (wie wir sie

  • DNB014: Die große Verschwörung

    21/09/2018 Duración: 01h46min

    In den letzten Jahrzehnten als Mittel politischer Kommunikation diskreditiert, sind Verschwörungstheorien mit voller Kraft zurück im Diskurs. Grund genug, uns diesen zu widmen. Wir sprechen über ein Interview mit Michael Butter, der kürzlich ein Buch zum Thema geschrieben hat. Das gleichen wir mit Bemerkungen von Karl Popper und Karl Hepfer ab. Verschwörungstheorien spiegeln, so das Ergebnis, ein modernes Denken, das irrtümlich von einer umfassenden Planbarkeit der sozialen Welt ausgeht. Im Anschluss diskutieren wir, ob Verschwörungstheorien die Welt wirklich so einfach machen. Wenn man niemandem mehr trauen kann und alles selbst nachforschen muss, wird die Welt doch eigentlich komplizierter? Und auch wenn Verschwörungstheorien Komplexität reduzieren – macht das nicht jede Theorie? Wie unterscheiden sich Verschwörungstheorien von denen des Soziologen? Viel Gesprächsstoff. Wir kommen in einer der nächsten Sendungen darauf zurück.

  • DNB013: Regentanz

    07/09/2018 Duración: 01h46min

    Gesellschaft ist mehr als eine Summe von Individuen. Wer nur Absichten, Ziele, Bedürfnisse kennt, der muss die Menschen stets beim Wort nehmen und bleibt am Nullpunkt der Soziologie. Deshalb entstauben wir einen alten Begriff aus dem Werkzeugkasten der Gesellschaftstheorie und begleichen damit eine unabgetragene Ehrenschuld. Funktion heißt das Zauberwort, das mehrere Generationen von Soziologen umtrieb. Wir lesen noch einmal Mertons Social Theory and Social Structure – die geneigte Hörerin erinnert sich an Episode 5 – um zu verstehen, was funktionale Analyse von Gesellschaft sein könnte. Merton verabschiedet sich vom anthropologischen Funktionalismus. Gesellschaft erscheint nun nicht mehr – in der Analogie zum menschlichen Körper – als hochintegrierter Organismus, sondern als Ansammlung von Einzellern. Funktion ist nichts Zwangsläufiges, kann ihre Form wandeln oder auch ganz verschwinden. Am Beispiel des Regentanzes klären wir Mertons Unterscheidung von manifesten und latenten Funktionen. Erstere erfährt m

  • DNB012: Trampelpfade

    24/08/2018 Duración: 02h03min

    Wir reden nicht zum ersten Mal über das Ende moderner Paradigmen. Unsere Ausgangsbeobachtung ist dieses Mal, dass moderne Planung und Herrschaft im Hinblick auf das, was erreicht werden soll, vielleicht nicht rational ist. Modern gesehen, so lesen wir es bei Hans Freyer nach, erscheint die Welt als mehr oder weniger ungeordnete Natur, die durch Theorie und Gewalt unter Kontrolle gebracht werden muss. Die entgegengesetzte Strategie, stellt sich hingegen auf Ordnung, die immer schon da ist, ein. Diese „natürliche Rationalität“, ursprünglich antimodernistische Polemik, wird uns heute vertrauter. Sinnbild ist der Trampelpfad, der als „Desire path“ längst seinen Weg in den Planungsdiskurs gefunden hat. Man erhofft sich, die soziale Intelligenz, die sich in ihm abdrückt, abschöpfen zu können. An der University of Oregon baute man erst die Gebäude und ließ zwischen ihnen Trampelpfade entstehen, bevor man befestigte Wege schuf. Keine Theorie mehr also? Da landen wir doch wieder bei Chris Andersons The End of Theory!

página 4 de 5